Das war unsere definitiv letzte Burg dieses Schottland-Urlaubs. Und es sollte das große Burg-Finale werde: Größer, schöner und eindrucksvoller als alles, was wir in den vergangenen zweieinhalb Wochen erlebt haben.
Hier kommt die schonungslose Wahrheit: Edinburgh Castle ist langweilig und seelenlos.
Edinburgh Castle war die am stärksten besuchte Burg unseres Trips. Das ist nicht verwunderlich und auch nicht schlimm. Schließlich ist Edinburgh die zweitgrößte Stadt des Landes und die Edinburgh-Burg die größte Burg von Schottland. Viel wichtiger sind die inneren Werte. Und die bestehen für mich aus drei Faktoren: Spontan-Woweffekt, Qualität des Infomaterials, Storytelling.
Einen Spontan-Woweffekt gab es für mich auf Edinburgh Castle nicht. Die gesamte Anlage ist derartig riesig, dass man sie als Burg im Ganzen gar nicht mehr wahrnimmt. Sie wirkt wie ein Stadtteil. Ein stark überlaufener Stadtteil. Kaum einer der Innenräume der Burg ließ mich mit offenem Mund dastehen, nachdem ich ihn betreten hatte. In den meisten anderen Burgen unseres Trips hatte ich diese Wow-Effekt. In Edinburgh Castle nicht.
Die Qualität des Infomaterials beginnt mit der Preisgestaltung auf Edinburgh Castle. Der Eintritt ist fast doppelt so teuer wie die bisher teuerste Burg, die wir auf unserem Trip besucht hatten. Wer den Audioguide haben möchte, wird nochmal kräftig zu Kasse gebeten. Kein preiswertes Vergnügen. Entsprechend hoch war die Erwartung an den Audioguide. Der fiel jedoch auf ganzer Linie durch. Der Edinburgh Castle Audioguide in deutscher Sprache ist nur für Menschen mit viel Coffein im Blut gemacht. Er ist so trocken erzählt, dass es einschläfert. Die Sprecher sind durchaus professionell, ballern einem jedoch laufend Zahlen und Fakten um die Ohren, ohne jedes Storytelling.
Und damit bin ich beim Bewertungskriterium Storytelling: In jeder bisher besuchten Burg begleitete uns eine Idee, eine oder mehrere Figuren und ein emotionaler Moment durch die Gemäuer. Man wurde vertraut mit den Bewohnern der Burg und war gespannt, wie sie lebten, was sie erlebten. In Edinburgh Castle fühlt man sich wie in einer Geschichtsstunde eines Pädagogen mit Ladehemmung. Langweilig. Es genügte irgendetwas Interessantes in der näheren Umgebung, schon hörte man dem Audioguide nicht mehr zu. Und es gab viel Interessantes in der Umgebung, denn viele Japaner waren zu Gast auf Edinburgh Castle.
Würde ich Edinburgh Castle weiterempfehlen? Nein, definitiv nicht. Wer nur kurz in Edinburgh ist, dem empfehle ich das viel interessantere Stirling Castle (45 Autominuten entfernt), das zudem auch noch eine nette Umgebung hat.
Weitere Bilder vor Edinburgh Castle, ein paar schöne Eindrücke sind auch dabei: